Sinkende Strompreise - zumindest im Osten?

Strompreise 2017Die Strompreise in Deutschland fallen momentan sehr unterschiedlich aus. Wenn man verschiedene Postleitzahlen in unserem Stromvergleich Gewerbe eingibt, erhält man sehr unterschiedliche Werte. Strom in Hamburg kostet wesentlich weniger als Strom in einer ländlichen Region in Brandenburg oder in Mecklenburg-Vorpommern. Gerade hier im Osten Deutschlands sind die Strompreise oftmals besonders hoch. Dabei hat gerade diese Region immer noch wirtschaftlichen Nachholbedarf. 
 
Hohe Strompreise sorgen hier nicht unbedingt für eine Belebung der Wirtschaft. Im Gegenteil: hohe Strompreise können ein deutlicher Standortnachteil sein. Wenn man sich die Zusammensetzung des Strompreises ansieht, dann erkennt man schnell den Grund für die höheren Strompreise im Osten Deutschlands. Die Stromnetzentgelte sind in den fünf neuen Bundesländern oftmals deutlich höher als in den alten Bundesländern.
 
Gewisse Unterschiede bei den Stromnetzentgelten gab es schon immer. Aber durch die Energiewende und den damit verbundenen Ausbau der Netze hat sich dieses Ungleichgewicht bei den Netzentgelten verstärkt. Jetzt gibt es erste Äußerungen, dass diese drastischen Unterschiede bei den Stromnetzentgelten abgebaut werden könnten.
 
Das Stromnetz kann man grob in zwei Bereiche einteilen:

  • Übertragungsnetz
  • Verteilnetz

 
Übertragungsnetz und Verteilnetz

Das Übertragungsnetz kann man sich wie ein Autobahnnetz vorstellen. Hier wird Strom im Hochspannungsnetz über weite Entfernungen transportiert. Das Verteilnetz entspricht einem Bundes- und Landstraßennetz. In diesem Netz wird der Strom (im Mittel- und Niederspannungsnetz) bis an jedes private Haus / jede Firma verteilt. 
 
In den Stromnetzentgelten sind die Gebühren für beide Netzebenen vorhanden. Der erste Ansatzpunkt für eine Vereinheitlichung ist hier das Übertragungsnetz (die großen Autobahnen). Die Stromautobahnen in Ostdeutschland sind besonders in Ostdeutschland gut ausgebaut. Dadurch kosten diese Stromtrassen natürlich auch mehr Geld.

 
Einheitliche Netzentgelte der 4 Übertragungsnetzbetreiber

Durch die Vereinheitlichung bei den Entgelten der 4 Übertragungsnetzbetreiber (ÜNBs) könnte es zu deutlichen Bewegungen bei den deutschen Strompreisen kommen. Der Stromvergleich für Gewerbe und auch der Stromvergleich für Privatkunden würde aufgrund der einheitlichen Übertragungsnetzentgelte spannend werden. 
 
Das Autobahnnetz und auch der Ausbau der Nutzung der erneuerbaren Energien und der damit verbundene Ausbau der Übertragungsnetze sind wichtige Aufgaben für ganz Deutschland. Deshalb sollte auch ganz Deutschland gleichmäßig diese Lasten tragen. Bei den Autobahnen erfolgt die Finanzierung ebenfalls gleichmäßig. Wenn es zur Angleichung der Netzentgelte von der 4 ÜNBs (Tennet, 50 Hertz, Amprion und Transnet BW) kommt, wären die Auswirkungen spürbar. Einheitliche Netzentgelte im Übertragungsnetz würde Deutschland einer Chancengleichheit, was die Strompreise angeht, näher bringen. 

 
Keine Chancengleichheit für Firmen

Aktuell ist die leider noch nicht so. Momentan zahlen gerade die Kunden in Bundesländern mit einem hohen Zubau an Kraftwerken auf Basis erneuerbarer Energien drauf. Die Stromnetze müssen aber ausgebaut werden. Diese kommt nicht durch den Zuzug von Personen oder Firmen. Oftmals ist der Netzausbau für den Abtransport des hauptsächlich durch Wind, Sonne und Biomasse erzeugten Stroms notwendig. Dadurch steigen natürlich die Netzkosten. 
 
Die Regelung solcher Netze mit einer hohen Einspeisung durch EE-Anlagen sind natürlich auch schwieriger. Diese Kosten für die Regelung des Netzes (Redispatchkosten) sind momentan ebenfalls in den Netzentgelten enthalten. Unter dieser Regelung von Netzen (Redispatch) versteht man Eingriffe in die Regelung von Kraftwerken. Durch die Senkung der Leistung der betroffenen Kraftwerke werden Stromleitungen vor einer Überlastung geschützt. 
 
Durch den Ausstieg aus dem Atomzeitalter und den Bau vieler neuer Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien kommt es zu immer mehr solcher Reglungen. Damit steigen auch die Redispatch-Kosten von Jahr zu Jahr an. Diese vermehrten Redispatch-Maßnahmen sind also großteils durch den Ausbau der erneuerbaren Energien bedingt. Der Ausbau der Nutzung der regenerativen Energien ist aber ein Thema, dass ganz Deutschland betrifft. 
 
Deshalb sollten nicht bestimmte Netze mit dem Großteil dieser Kosten belastet werden. Auch die Redispatch-Kosten sollten gleichmäßig über ganz Deutschland verteilt werden.

 

Große Preisunterschiede durch Netzentgelte

Die aktuellen Unterschiede bei den Strompreisen können bei einem privaten Haushalt schnell über 100 Euro betragen - allein durch die Unterschiede bei den Netzentgelten. Bei Gewerbebetrieben können es auch schon über 1000 Euro Differenz sein.
 
Diese großen Sprünge könnte man aber durch ein schrittweises Vorgehen vermeiden.
 
Bei einheitlichen Netzentgelten käme es zur Senkung der Netzentgelte z.B. in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen. Die Steigerungen würden z.B. Rheinland-Pfalz und NRW betreffen. Die Einwirkung der Netzentgelte kann man jederzeit im Stromvergleich kontrollieren.

Update: Bis jetzt kam es hier zu keinen sinkenden Strompreisen.